Auschwitz-Fahrt
Muss man erklären, warum man nach Auschwitz fährt? Wir glauben nicht - wollen es aber trotzdem versuchen.
Seit 2008 bieten wir unseren Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 10 bzw. 11 die Möglichkeit, im Rahmen einer dreitägigen Exkursion das Konzentrationslager Auschwitz in Polen zu besuchen. Aus der Auseinandersetzung mit der jahrhundertelangen leidvollen Geschichte zwischen Christen- und Judentum entstand damals der Wunsch eines Religionskurses, das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz in Polen zu besuchen. Die Eindrücke unserer ersten Fahrt waren so nachhaltig, dass für uns feststand, dass wir diese Fahrt möglichst vielen Schülerinnen und Schülern ermöglichen wollen.
Wie wir jedes Jahr erneut erleben, wird vor Ort nicht nur Geschichte und Vergangenheit „begreifbar“ und besser verständlich, sondern der Besuch der Vernichtungslager Auschwitz I und Auschwitz-Birkenau rührt zugleich auch an der Frage, welches Bild vom Menschen wir vertreten und welche Aufgabe wir mit unserem Menschsein verbinden – und greift damit auch in Gegenwart und Zukunft.
Hatten wir in den ersten Jahren noch die Möglichkeit, unsere persönlichen Eindrücke durch ein Gespräch mit einer Zeitzeugin / einem Zeitzeugen zu vertiefen, die/der die Inhaftierung im Vernichtungslager überlebt hatte und bereit war, über diese Zeit zu erzählen, so scheint dieses Zeitfenster zwar allmählich geschlossen, die Eindrücke, die der Besuch der Gedenkstätten Auschwitz und Auschwitz-Birkenau hinterlässt, sind jedoch dadurch nicht geschmälert.
Auschwitz berührt, weshalb wir versuchen, bei unseren Besuchen in Polen das Judentum auch in seiner Lebendigkeit zu zeigen: wir wandern durch das jüdische Viertel Kazimierz in Krakau, gehen jüdisch Essen und haben oft auch die Möglichkeit der jüdischen Kletschmer-Musik zu lauschen.
Auch wenn die Anreise lang ist – die Exkursion nach Auschwitz ist eine prägende und mehr als lohnenswerte Fahrt unserer Schulgemeinschaft.
Am 31.05.2017 bis zum 02.06.2017 fand die jährliche Exkursion nach Krakau, Polen, mit dem zentralen Besuchspunkt Auschwitz statt.
Den Schülern der Religionskurse des 10. Jahrgangs wurde nicht nur ein Blick auf die Spuren des jüdischen Lebens in Krakau geboten. Ein sonnig warmes Wetter begleitete sie auch bei der Erschließung des dunkelsten Kapitels der Zeitgeschichte – die systematische Vernichtung von Juden und anderen Gegnern des NS-Regimes.
Der erste Tag diente der Orientierung nach der Anreise.
Den Aufenthalt verbrachte die Gruppe in einem kleinen Hostel in der Nähe der kulturgeprägten Altstadt und in Reichweite zum jüdischen Viertel.
Dieses wurde am Abend zum gemeinsamen Abendessen angesteuert.
In ruhiger, nahezu andächtiger Stimmung, abseits des Touristentrubels am Marktplatz, lag das jüdische Restaurant, das die Gruppe zum Abschluss des Tages besuchte.
Zuvor wurden Vorträge zum Thema der Speiserituale im Judentum von einigen Schülern vorgetragen, welche diese vorher im Religionsunterricht ausgearbeitet haben.
Nun vertraut mit der Thematik, wurde schließlich gemeinsam das typisch jüdisch gestaltete Drei – Gänge - Menü eingenommen.
Es war ein ungewohnter Genuss, doch die Schüler fühlten sich verbundener mit dem Judentum und dem warmen Ambiente, dessen Ruhe und Besonnenheit noch die Schwere, der in nicht allzu ferner Vergangenheit liegenden Geschichte verriet.
Der zweite Tag führte uns zurück in das jüdische Viertel, auf dem Plan stand die Besichtigung der Synagoge und dem angrenzenden Friedhof.
Bedauerlicherweise für uns, fiel auf die Tage der Exkursion ein jüdischer Feiertag, der den Besuch der Synagoge und des Friedhofs für Touristen untersagte.
Mithilfe der vorbereiteten Referate der Schüler zum Thema Synagogen und Beerdigungsriten im Judentum, blieb der Lerneffekt erhalten und man beschränkte sich auf einen Blick von außen.
Unbeirrt bewegte sich die Gruppe zum nächsten Programmpunk, Schindlers Fabrik.
Die Weichsel querend und mit Blick auf das Industriegebiet, gelangten die Schüler schließlich zur ehemaligen Emaillenfabrik Oskar Schindlers.
Es gab ein angrenzendes Museum, dessen Dauerausstellung mit dem Thema „Krakau – die Okkupationszeit“ besucht wurde.
Eindrücklich und anschaulich wurde dort anhand von Einzelschicksalen nicht nur das Schicksal der Fabrik und Schindlers in der Zeit von 1939 bis 1945 beleuchtet.
Sondern auch, wie es den Juden und der polnischen Bevölkerung ergangen ist, als die Nationalsozialisten die Stadt eingenommen hatten.
Hiernach teilte sich die Gruppe und ein Teil besuchte mit Frau Gutenschwager-Krause und Herrn Müller – der dieses Jahr stellvertretend für Herrn Johannsen die Exkursion begleitete – die Marienkirche.
Die kleine Gruppe an Interessierten bestieg den Nordturm und durfte dem Turmbläser lauschen, der zur vollen Stunde das unterbrechende Alarmsignal ertönen ließ.
Wieder vereint, ging die Truppe weiter und besuchte noch Schloss Wawel und durfte im Abendlicht seine Pracht bestaunen.
Von dort aus machte man sich wieder auf den Weg zum letzten Programmpunkt.
Zum Abschluss des Tages und Aufenthalt in Krakau wurde ein typisch polnisches Drei – Gänge - Menü eingenommen.
In der Frühe ging es dann los, die Schüler machten sich auf den Weg zum Konzentrationslager Auschwitz 1., dem Stammlager.
Die Gruppe erhielt eine professionelle Führung über das Areal, die fachkundig das Grauen schilderte.
Nach der Besichtigung des Stammlagers, fuhren sie weiter zum KZ Auschwitz-Birkenau, wo die Führung fortgesetzt wurde.
Es war ein Anblick, den man vorher nur aus Filmen oder den Geschichtsbüchern kannte.
Wie das Tor mit der Aufschrift: „ Arbeit macht frei“ im Stammlager, so gaben die Gleise, die in das Innere des Lagers führten, nur einen oberflächlichen Aufschluss über die Verbrechen gegen die Menschheit, die dort begangen wurden.
Die Weite des Lagers, die vielen Baracken, alle in Reihe und Glied, die Ruinen der Gaskammern und Krematorien.
All diese Eindrücke, um nur einige wenige zu nennen, prasselten auf die Gruppe ein.
An diesem letzten Tag fügte sich das Bild schließlich zusammen.
Lernten die Schüler in den ersten beiden Tagen das kennen, was das Leben menschlich machte - Religion, Kultur, Lebensraum -, so erfuhren sie nun eindrucksvoll in der prallen Sonne, im Herzen der nationalsozialistischen Tötungsmaschinerie, welches Martyrium die Opfer ertragen mussten. Deportiert, entmenschlicht, ermordet.
Zum Abschied und Zeichen der Anteilnahme legte die Gruppe einen Strauß Blumen an einem der Waggons nieder, mit dem die Deportierten gebracht wurden.
Man kann nicht rückgängig machen, was geschehen ist, aber das mindeste ist, dass man es in Erinnerung behält.
Und so wird die Exkursion in der Erinnerung der Schüler verankert sein, als ein Mahnmal.
Geschrieben von Sarah Szydlowski.
'Die Erinnerung ist wie das Wasser: Sie ist lebensnotwendig und sie sucht sich ihre eigenen Wege in neue Räume und zu anderen Menschen.'' – Noach Flug sel. A. – 1925-2011, Auschwitz-Überlebender und Präsident des IAK (Internationales Auschwitz Komitee) Im Rahmen der diesjährigen Projekttage vom 15.-17.07.2015 haben sich 35 Schüler und Schülerinnen des 10. und 12. Jahrgangs in Begleitung von Herrn Johannsen, Frau Gutenschwager-Krause und Herrn Kroggel dazu entschieden an der Projektfahrt nach Krakau mit Schwerpunkt der Besichtigung des Konzentrationslagers Auschwitz teilzunehmen. Nach einer knapp 11-stündigen Busfahrt, die früh morgens am 15.07. um 04:00 Uhr begann, hatten die Schüler nach Ankunft am Nachmittag gegen 15:00 Uhr ausreichend Freizeit, um das Hotel zu beziehen und die Stadt zu erkunden. Am Abend gingen alle zusammen polnisch essen und anschließend zurück zum Hotel um für den Höhepunkt der Fahrt am nächsten Tag fit und ausgeruht zu sein.